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13. Internationales Holzbildhauersymposium in Markneukirchen/ Vogtland
Kunstfest Zingst 2003


OZ
Fantasie ohne Grenzen
Kunstprojekt "Gestrandet" an der Zingster Seebrücke

Das Kunstfestival "Gestrandet" in Zingst endet heute um
20 Uhr mit einem Weltenklangprojekt, das zehn Trommler und fünf Solisten vereinigt. Die Galerie mit den Skulpturen am Strand ist fertig gestellt.
Von EVELYN KOEPKE
Zingst. Verbissen und mit Schweißperlen auf der Stirn höhlt Hardy Raub einen mächtigen Pappelstamm mit Holzklöpfel und Stechbeitel aus. Wie Rippen eines Brustkorbs sollen sich die Holzwülste um einen Hohlraum wölben, erklärt er gerade einer Urlauberfamilie, die aufmerksam sein Tun betrachtet. Das Kind sieht einen weiblichen Körper aus Holz
im Sand liegen und schlussfolgert: Die Figur soll von dem Holz umfangen werden.
"Das ist das Schöne an dieser Aktion", meint Raub später, "die Leute sehen zu, lassen ihre Fantasie spielen und am unbefangensten sind die Kinder." Es hatte den Kern getroffen, sagt er. Seine Holzplastik soll Geborgenheit darstellen, die äußerste Hülle bildet einen Schutzraum für das Innere. Das Kunst-Kompakt-Festival "Gestrandet" an der Zingster Seebrücke, das am 16. Juni begonnen hatte und heute beendet wird, hat wieder einmal seinen Zweck erfüllt: Nämlich Künstler aus den Ateliers zu locken und den Kunstprozess für den Rezipienten erlebbar zu machen. Roland Lindner aus Zeitz in Sachsen-Anhalt leitet in diesem Jahr das Projekt. "Ich habe mich oft gefragt, ob jemand das braucht, was ich schaffe, und manchmal an mir gezweifelt." Seit den Tagen am Strand habe er seine Meinung völlig geändert: "Die Leute setzen sich dazu und genießen die Atmosphäre, in der wir hier schaffen."
Neben Lindner und Raub, der aus Eisenach kommt, stellen der Barther Tobias Bork, der Zingster Stefan Mandrysch und Irmgard Kummerow aus Zingst aus. Lindner und Raub sind Autodidakten, Bork hat Holzbildhauer gelernt. Im Gegensatz zu den Vorjahren fehlt in diesem Sommer die gedankliche Klammer, in die sich die Exponate fügen. Der große Rahmen Fantasie ist da etwas wenig, ist die doch überhaupt Voraussetzung für Kunstschaffen, -betrachtung und -genuss. Allerdings Fantasie beherrschte die vergangenen Tage am Strand allemal: Hardy Raub beispielsweise schuf seine Figur komplett am Strand. Vom Bauhof des Kurbetriebes bekam er einen Pappelstamm, dessen Inneres krank und morsch war. So entstand seine Idee, eine Schutzhülle für den zarten grünen Pinienkörper zu schaffen. "Fast ohne Pause hat er mit der Kettensäge geschuftet", sagt Tobias Bork anerkennend. Aber auch Bork hat sich dem schweren Gerät verschrieben: "Die Säge, Holz und Ruhe, mehr brauche ich nicht. Und manchmal Leute, mit denen ich reden kann."



TREE ART
Galerieeröffnung 2003

WERKSTATT IM WALDE: Der Eisenach Holzbildhauer Hardy Raub (36) lebt und arbeitet jetzt im ehemaligen Gasthof an der Wartburgschleife.TA-Foto: K--P. KASCx1cE
Drangvolle Enge beim
Eröffnungs-Spektakel
Hardy Raub arbeitet jetzt im Haus an der Wartburgschleife
EISENACH. Neues Leben in alte Mauern zu er bringen, das war eines der Anliegen des Eisenacher Holzbildhauers Hardy Raub - und gleich mit der Eröffnung seines Galerie-Ateliers im ehemaligen Ausflugslokal an der Wartburg-Schleife gelang ihm das mit Bravour. Der Künstler konnte gut 100 Gäste in den umgestalteten Räumen begrüßen, die bis tief in die Nacht feierten.
Das mehrstündige Spektakel begann in drangvoller Enge mit einer vielschichtigen Performance unter dem Titel "In-Mitten-Der-Zeit". Sie bestand unter anderem aus einer Video-Film-Projektion von Berliner Filmemachern, die in Eisenach erstmals aufgeführt wurde, sowie einer musikalisch-lyrischen Bewegungsdarstellung, die den hohen künstlerischen Anspruch Raubs mit seinen großformatigen Skulpturen unterstrich.
Die ständige innere Herausforderung, aber auch der Drang, sich weiterzuentwickeln, lassen sich an Raubs bemerkenswerten Holzskulpturen festmachen, die in den vergangenen sieben Jahren entstanden sind. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich der - nach wie vor als Erzieher und Sozialdiakon tätige -36-jährige seinen künstlerischen Ambitionen verstärkt gewidmet und sein Herz für moderne Bildhauerei entdeckt. Dabei kommt es Raub weniger darauf an, dem Material seinen Willen aufzuzwängen, ihm gehe es vielmehr darum, die natürliche Schönheit des Materials Holz und seine Verwachsungen zu betonen, sie gestalterisch zu überzeichnen. "jede Form hat eine Wirkung", betonte er mit Verweis auf zum Teil überlebensgroße Skulpturen, "Die von der Natur vorgegebenen Formen sind für mich Inspiration, um das umzusetzen, was in meinem Kopf vorgeht, und damit eine neue Form entstehen zu lassen."
Seine Objekte findet Raub im Wald - bei Streifzügen durch die Natur, immer auf der Suche nach Ästen und Stämmen, am besten völlig verwachsen und von Brachialgewalten zerrissen, um später mit geübter Hand und einer Kettensage ein Kunst werk aus ihnen zu schaffen. Wohl wissend, dass das natürliche Arbeitsmaterial nicht für die Ewigkeit gemacht ist. So wundert es nicht dass sich Raub mit seinem gelegentlich rustikal wirkenden Bearbeitungsstil vor allem an den Elementen Feuer, Wind und Wasser sowie dem Wachstumsprozess des organischen Materials orientiert, auf gewisse Weise auch imitiert, nie aber einfach blind kopiert. Mittlerweile hat Raub eine Perfektion und Kreativität erreicht, die ihn in der Eisenacher Kunstszene zu einem neuen Liebling avancieren lässt. Doch daran ist dem Bildhauer wenig gelegen, ist er doch vor allem froh, endlich angemessene Arbeitsbedingungen gefunden zu haben. Zuletzt in einer winzigen Werkstatt am Hainweg beheimatet, konnte Raub kaum arbeiten - nicht zuletzt wegen der Lärmbelästigung für Nachbarn. Im jetzigen Domizil stört er niemanden und hofft darauf, dass vermehrt Touristen hereinschauen. Das war auch einer der Gründe, warum die Wartburg-Stiftung ihn unterstützt. Das neue Galerie-Atelier dürfte dazu beitragen, eines der hoffnungsvollen Kunsttalente der Region in der Stadt Eisenach zu halten.
Klaus-Peter KASCHKE

Hardy Raub und seine Galerie
An der Wartburg-Schleife entstehen die Kunstwerke des Eisenachers
Eisenach. (ep/mk) Ein Sperrholzrahmen hängt lose von der Decke und beginnt sich zu drehen. Auf der Wand hinter ihm läuft ein Film an: Er zeigt eine Kettensäge, die sich in einen Baumstamm frisst. Der nimmt Konturen an. Die Naturelemente Wasser, Wind und Feuer tauchen auf, ein. Mensch besorgt den Feinschliff,
Mit dieser Szenerie begann die Performance im ehemaligen Parkhaus an der Wartburgschleife, wo der Eisenacher. Künstler Hardy Raub seine Galerie eröffnete. - Mit "Inmitten der Zeit" übertitelt Raub das, was im Inneren des Hauses zu sehen ist. Vor den rund 100 Besuchern der Vernissage bewegt sich inzwischen ein "lebendiges Kunstwerk" sprichwörtlich im Rahmen der Zeit, schabt sich an ihm, und tritt aus dem Rahmen heraus. Leise Sitar- Musik erklingt. Durch den Raum> dessen kahle Wände nur ein paar wenige, halb verwaschene Zeitungsseiten zieren, schreitet gemächlich ein afroindianischer Ureinwohner, ein Phantasiegebilde, das global für, die Tradition zu stehen scheint.
Die Performance ist zu Ende, und der Künstler tritt sichtlich ergriffen vor seine Gäste. Die große Resonanz. mit der er so nicht gerechnet habe, freue ihn sehr, sagt der Sohn der Wartburgstadt, der neben seinen künstlerischen, Fähigkeiten auch ein Examen als Erzieher vorzuweisen hat. Ein Dankeschön ging an all jene die mithalfen, dann taucht er wieder ein in die Masse der Besucher die sich ihrerseits nun den Kunstwerken selbst zuwendet. Darunter gegenständliche Dinge, wie die beiden Hände, die ein Licht umschließen und somit selbst zum dezenten Lichtspender werden, der Stuhl, den Raub mit "Berliner Stuhl" betitelt, weil er ihn an einem Tag in Berlin zwischen parkenden Autos fertigte, oder die hölzernen Stoßzähnen eines Elefanten.

Inspiration durch Urform und Geruch

Daneben gibt es vieles, was der Phantasie zwar freien Raum lässt, aber dennoch nicht abstrakt wirkt. Holz, ganz egal welcher Art, ist Raubs Rohmaterial. Bei dem was aus dem Rohling werden soll, lässt er sich von dessen Urform, Geruch und seiner Beschaffenheit inspirieren. Es ist ein gegenseitiges Entwickeln, sagt Raub. Wichtig sei ihm nur, dass es mit seiner Arbeit im Sinne der Kunst ehrlich bleibt, für alles Andere ist er offen.
Die neuen Räumlichkeiten im ehemaligen Parkhaus, die er von der Wartburgstiftung, die ihm sehr entgegenkomme, angemietet hat, sind zum Arbeiten optimal, weil er keinen Nachbarn stört und diese auch ihn nicht, findet der 1967 Geborene. Ein Einsiedlerleben will der Eisenacher dennoch nicht führen. Er plant Projekte mit Schülern und freut sich auf jene, die bei ihm einfach mal reinschauen.